Religion und Gesellschaft in Japan

Vortrag von Dr. Hans Dieter Ölschleger, Universität Bonn

In diesem Vortrag wird ein Überblick über das Verhältnis von

Religion und Gesellschaft in Japan angestrebt, wobei vor allem die Rolle, die

die Religion für den Nationalismus gespielt hat, im Mittelpunkt der Betrachtung

stehen soll. Hierbei geht es nicht um

die Frage, ob ein religiöser Glaube „wahr“ oder „falsch“ sei, eine solche

Fragestellung soll anderen Herangehensweisen an religiöse Phänomene überlassen bleiben,

letzten Endes aber dem (un-)gläubigen Individuum. Was hier zählt ist die

Tatsache, dass religiöse Glaubensvorstellungen zur Grundlage für soziales Verhalten,

zu Massenbewegungen und zu sozialen Institutionen werden und damit auch

politisch instrumentalisiert werden können.

In Bezug auf die japanische Gesellschaft

sollen hier folgende Phänomene angesprochen werden:

·     

Allgemeine

Charakteristika japanischer Religiosität und japanischer Religionen;

·     

die

Religionen Japans und ihre Rolle während des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses

nach der Öffnung des Landes: dies soll vor allem an Betrachtungen zum

Staatsshintō geschehen und zur Rolle, die dieser in der Konstruktion der modernen

japanischen Nation und für die Mobilisierung der japanischen Nation im nationalistischen

Sinne gespielt hat;

·     

die

Beschreibung der religiösen Situation  im

Japan  nach 1945, also in einer

Situation, die durch die strikte Trennung von Religion und Gesellschaft

gekennzeichnet ist. Dabei sollen auch die Vergangenheitsbewältigung und

internationale Probleme im ostasiatischen Raum, die man letztlich auch mit dem

japanischen Verhältnis zur Religion in Verbindung bringen kann, angeschnitten

werden; und schließlich

·     

soll in einem längeren Exkurs auf die Frage

eingegangen werden, wie die japanische Gesellschaft die Ereignisse um das

Erdbeben, die Tsunami und die folgende nukleare Katastrophe im Kraftwerk

Fukushima bewältigt hat und welche Rolle die verschiedenen Religionen dabei

gespielt (oder auch nicht gespielt) haben.

Dr. Hans Dieter

Ölschleger promovierte 1987 im Fach Ethnologie. Er arbeitet seit 1996 als

wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Japanologie der Universität

Bonn. Zuvor war er sechs Jahre lang am Deutschen Institut für Japanstudien in

Tokio tätig und hat dort die japanische Gesellschaft im Prozess der

Modernisierung erforscht.